Flüchtlingshilfe

Integrationsministerin Petra Köpping zu Besuch in Tanndorf

LVZ D. Rohde | 14.05.2016

Wohnheim für minderjährige Flüchtlinge des BSW feierlich eröffnet

Am Mittwoch wurde am frühen Nachmittag in Tanndorf das Wohnheim für minderjährige Flüchtlinge eröffnet. Der Geschäftsführer des Bildungs- und Sozialwerks Muldental e.V., Christian Kamprad, begrüßte im Rahmen einer kleinen Feierstunde auch die sächsische Staatsministerin für Integration, Petra Köpping (SPD).


Shahed und Matin im Gespräch mit Ministerin Köpping



Kamprad beschrieb in einem kurzen Abriss die Entstehung des Wohnheimes und die Ankunft der ersten Kinder am 23. Dezember 2015.

 

 

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 Er betonte in seiner Ansprache, dass zwar viel geschaffen wurde, die meiste Arbeit jedoch noch vor allen Beteiligten liege. Dabei hatte er die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Blick, die die Möglichkeiten für eine abgeschlossene Berufsausbildung betreffen. Derzeit sei es nicht möglich, ohne einen Hauptschulabschluss eine Ausbildung machen zu können, da Prüfungen durch die jeweiligen Kammern nicht abgenommen werden dürften und somit eingetragen werden könnten. Es gäbe Bildungsmodelle, die auch vom BSW angeboten würden, mit denen junge Erwachsene einen Hauptschulabschluss erhalten würden. Leider sei es derzeit noch nicht möglich, volljährige Migranten dort mit einzubinden. Diese würden derzeit noch hinten herunter fallen. In Sachsen sind derzeit über 3000 Lehrstellen unbesetzt und über 40 000 Arbeitsplätze frei, die so besetzt werden könnten.

Er hob hervor, dass es weniger der Freistaat sei, der mit Entscheidungen und Beschlüssen nicht hinterher käme, sondern die Bundesregierung deutlich schneller und effektiver in ihrer Reformarbeit bei den Zugangsvoraussetzungen für Ausbildungsberufe werden müsse. 

An der Arbeit des Freistaates bemängelte er Missstände bei der Umsetzung der eigenen bildungspolitischen Vorgaben. Es könne nicht sein, dass Kinder, die nicht in Grimma beschult werden, einen vollen Schultag mit einem breitgefächerten Lehrplan hätten und die Schule in Grimma täglich nur eine Stunde Deutschunterricht anbieten kann. Jeder könne sich ausrechnen, dass die Kinder und Jugendlichen bei dieser „Intensität“ des Deutschunterrichtes ungefähr fünzehn Jahre benötigen würden, ehe sie einen Schulabschluss erhielten, der es ihnen erlaube eine Lehrausbildung zu beginnen.

Staatsministerin Perta Köpping versprach, dieses Thema vordringlich zu behandeln, da die entsprechenden gesetzlichen Regelungen geschaffen seien und nun auch umgesetzt werden müssten. Sie wolle sich persönlich darum kümmern.

Erfreut zeigte sich die Ministerin über die Integrationsarbeit der Betreuer, die ein enges Netzwerk zu regionalen Vereinen wie dem Ruderclub Grimma e.V. aufgebaut haben. Sie hob hervor, dass das Knüpfen von Kontakten und das Entstehen von sozialen Umfeldern im ländlichen Bereich oftmals besser funktioniere, als es in anonymen Großstädten möglich sei. 

Im Anschluss gab es einen kleinen Rundgang durch die Räumlichkeiten des Wohnheimes, den die Vetreter von Politik, Jugendamt und Arbeitsagentur nutzten, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

Christan Kamprad konnte dabei die künftigen Pläne und Ziele für eine erfolgreiche Intergration der Kinder erläutern. Nach einer Inobhutnahme und einer Zeit der ersten Ankunft, werden die Heranwachsenden in einer Wohngruppe betreut und auf ein eigenständiges Leben in einer Wohngemeinschaft außerhalb der Tanndorfer Mauern vorbereitet. Zugleich sollen die Möglichkeiten geschaffen werden, dass die Jugendlichen nach einem erfolgreichen Schulbesuch direkt in Ausbildungbetriebe gehen können.

Hierzu bietet das BSW optimale Rahmenbedingungen an. Der Lehrbetrieb bietet verschiedene Ausbildungszweige an, in denen die Kinder sich durch Praktika ausprobieren können, um herauszufinden, in welche berufliche Richtung sie gehen wollen.


Übersetzer Ali A. Norsei erklärt Petra Köpping das zubereitete Essen

Das erste Praktikum haben einige der 18 Jungs schon erfolgreich gemeistert. Als kleine Stärkung hatten die Jugendlichen in Zusammenarbeit mit der Küche einige afghanische Spezialitäten vorbereitet und konnten mit den Entscheidungsträgern über ihre Zukunft ins Gespräch kommen.

 

 

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BBC-Report über Flüchtlingskinder im Muldental

PM Medienportal Grimma | 26.04.2016

Grimma/Tanndorf. Es waren ungewohnte Tagesabläufe für vier minderjährige Kinder aus Afghanistan, die derzeit in einer Unterkunft für minderjährige Kinder aus Afghanistan des Bildungs- und Sozialwerks Muldental e.V. in Tanndorf untergebracht sind. Die BBC schickte einen ihrer ganz großen Auslandskorrespondenten, Paul Adam, in das beschauliche Muldental, um über den Verbleib und die Zukunftschancen der Minderjährigen aus Afghanistan zu berichten.

Die Geschichten hinter den Einzelschicksalen berührten auch das Team um den Redakteur Paul Adam, der normalerweise direkt von den Brennpunkten der weltweiten Kriegsgebiete berichtet. Dass die BBC auf Tanndorf aufmerksam wurde, ist einer britischen Sprachenstudentin aus Geithain zu verdanken, die an der Paul-Günther-Schule ein Praktikum absolviert. Natascha ist die Nichte der Produzentin und Moderatorin Eleanor Montague, die auch die Beiträge von Paul Adam produziert.

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Das Team aus Großbritannien war von dem Umgang mit den Flüchtlingskindern im Muldental beeindruckt. Vergleichend stellte Paul Adam fest, dass Schule und Unterkunft in Europa als Standard gelten sollten. Ihm seien auch andere Formen der Unterkunft und Fürsorge in England und Europa bekannt, die kein gutes Beispiel seien.

Ungewohnt war für das britische Reporterteam auch der zwanglose Umgang und die Integrationsarbeit, den die mittlerweile fünzehn Jungs aus Tanndorf beim Grimmaer Ruderclub e.V. erfahren dürfen. Sprachprobleme gäbe es augenscheinlich nicht. Sepp Hoffmann, zweiter Vorsitzender des Vereins und Trainer der Tanndorfer „Olympiaruderer“ brachte es dann auch schmunzelnd auf den Punkt: „wo es an der Sprache mangelt, gibt es immer noch Hände und Füße und außerdem „Junge, Junge, Junge!“ versteht jeder!“ Auch für Christian Kamprad war die Einladung und das Hilfsangebot des Grimmaer Ruderclubs fast ein Geschenk des Himmels.

„Wir können den Kindern helfen Bildung zu erlangen, einen Beruf zu erlernen, ein Bett und Essen zur Verfügung stellen aber wir können ihnen nicht die Eltern ersetzen. Ich konnte ein starkes Team aufbauen, dass irgendwo ein Zwischending von Eltern, Freunden und Fürsorgeeinichtung darstellt. Meine größte Sorge war jedoch, was wir den Jungs hier auf dem Land in ihrer Freizeit nichts anbieten können, da ist Langeweile vorprogrammiert. Wenn dann ein solches Angebot, wie das vom Ruderclub Grimma kommt, ist das schon so etwas wie Weihnachten und Ostern zusammen. Für Freizeitaktivitäten haben wir nur ein ganz geringes Budget zur Verfügung und dann steht plötzlich Sepp in der Tür!“

Der Vereinsvorsitzende des Ruderclubs Hubertus von Below, der selbst schon in vielen Ländern studiert und gearbeitet hat, kennt die Ängste, Nöte und Wünsche von Migranten nur zu genau und wollte von Anfang an, dass sich der Verein in die Integration der Zuwanderer einbringt und holte seinen Stellvertreter Sepp Hoffmann mit ins Boot. Seitdem gehören die Kinder mit zum Inventar. Dass Sport nicht nur wichtig für die Fitness ist, liegt dabei auf der Hand. Die Jungs lernen so auf spielerische Weise die deutsche Kultur und die Sprache kennen. Grundvoraussetzungen für einen stolperfreien Start in ihr neues Leben in Deutschland.

Christian Kamprad würde sich aber noch mehr für seine „Jungs“ wünschen. Paten! Auch die Deutschen konnten schon die Vorzüge von Patenschaften kennenlernen. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen Schweizer Bürger die Versorgung und Integration versprengter deutscher Familien und Wehrmachtssoldaten. Kinder aus Deutschland wurden nach dem Krieg in die europäischen Nachbarländer verbracht, darunter auch Frankreich, die Niederlande, Großbritannien und Irland, die sogenannten Shamrock-Kinder (Kleeblattkinder). 

Genau hier aber liegt das Problem, eine Patenschaft bringt auch eine große Verantwortung mit sich. Der Pate nimmt ein Kind, wie ein Mentor mit an die Hand, vermittelt ihm die Werte unserer Gesellschaft und hilft ihm so bei seiner Ankunft in unserer Gesellschaft. Er wird zur Bezugsperson, zum „besten Freund“ des Kindes oder jungen Erwachsenen.

Kultur kann man nun einmal nicht nur aus Büchern oder Vorträgen erlernen, sondern man muss sie erleben und begreifen; eben sehen, anfassen,schmecken, hören, fühlen und riechen.

Foto und Text: Detlef Rohde

 

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BSW Muldental hilft: Zwölf jugendliche Flüchtlinge kommen nach Tanndorf

LVZ F. Pfeifer | 07.11.2015

Erstbetreuung im Bildungs- und Sozialwerk / Dauerhafte Unterbringung in Colditzer Kernstadt

Colditz. Eine Gruppe von zwölf minderjährigen Flüchtlingen will das Bildungs- und Sozialwerk (BSW) Muldental in Tanndorf aufnehmen. Der Teil von ihnen, der nach der Überprüfung in Deutschland bleiben darf, soll eine dauerhafte Bleibe in der Kernstadt von Colditz erhalten. Dort ist an der Oberschule die Einrichtung einer Klasse geplant, in der Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichtet wird.

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Vor reichlich 20 Flüchtlingsunterstützern erläuterte BSW-Geschäftsführer Christian Kamprad am Donnerstagabend im Beratungsraum über dem Zschadraßer Festsaal die Details des Vorhabens, und wie es dazu kam. Demnach handelt es sich um Jugendliche, die es auf sich gestellt schafften, in Deutschland einzureisen, also in der Regel ab einem Alter von zwölf Jahren. Sie wurden bisher von den Jugendämtern der Großstädte betreut, in denen sie aufgegriffen wurden. Diese sind aber überlastet, weshalb sie jetzt verteilt werden.

„Ursprünglich sollten Gruppen von 40 bis 60 Jugendlichen geschaffen werden“, erklärte Kamprad. „Die freien Träger im Landkreis meinten aber, das kommt nicht in Frage. Solche großen Gruppen erschweren die Integration.“

Das Angebot des BSW umfasst deshalb zwölf Jugendliche, eventuell ein bis zwei mehr, wenn dadurch vermieden werden kann, Geschwister zu trennen. Sie sollen in Tanndorf ankommen, wo sie gesundheitlich untersucht werden. Geprüft wird, ob sie einen Pass haben, ihre Altersangaben stimmen und ob es Angehörige in Deutschland gibt.

„Der Teil, der nicht weiter vermittelt wird, soll in Colditz betreut werden“, so Kamprad. „Da geht ES vielleicht um sechs bis acht Jugendliche.“ Zwei Gebäude sind im Gespräch. Die evangelische Kirchgemeinde hat das ehemalige Luisa-Heim im Zentrum vorgeschlagen. Das wäre auch der Favorit von Bürgermeister Matthias Schmiedel (parteilos), es müsste aber für viel Geld saniert werden. Deshalb brachte die Stadt als Alternative die BBS ins Spiel, dort wird eine Etage kaum genutzt. „Wir werden uns bald für eine der beiden Lösungen entscheiden“, erklärte Kamprad.

An der Oberschule soll laut Schmiedel zum Jahreswechsel hin oder im neuen Jahr eine DaZ-Klasse eingerichtet werden. „Das kommt aber darauf an, wie viele Flüchtlingskinder wir insgesamt in der Stadt haben“. sagte er. Zurzeit leben 39 Asylbewerber in Colditz, davon fünf Elf- bis 18-Jährige. Nach dem Verteilerschlüssel soll die Kommune rund 120 Flüchtlinge aufnehmen, die stadteigene Wohnungsgesellschaft hat noch freie Räume zur Vermietung.

Die evangelische Pfarrerin Angela Lau schlug vor, eine Kontaktperson für Flüchtlinge zu benennen. Deren Aufgabe, so wurden sich alle schnell einig, lasse sich nicht nebenbei erfüllen. Es müsse eine feste Stelle geschaffen werden, die mit einer geeigneten englischsprechenden Person besetzt wird. Weil das zügig geschehen muss, will sich Schmiedel um eine Förderung kümmern. Langfristig ließe sich das Integrierte Handlungskonzept nutzen, das derzeit erarbeitet wird; ab Sommer 2016 könnte die Stelle zu 95 Prozent über den Europäischen Sozialfond finanziert werden.

 

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